Auch im Online-Video Geschäft gibt es schwarze Schafe. Die Firma Astramedia betreibt agressive Verkaufsmethoden und lockt Kunden mit einem "Gratis" Video welches sich jedoch als 4-jährigen Vertrag entuppt aus dem man nicht mehr rauskommt.
Folgend der Kassensturz Bericht:
Vor zwei Jahren eröffnete Bernhard Baldinger ein Optikergeschäft im Zürcher Kreis 4. Der Beginn war hart, die Konkurrenz gross. Deshalb war der Optiker dankbar, als ihm jemand Hilfe anbot: Ein Vertreter der Firma Cityguide wollte seinen Brillenladen mit einem Film im Internet bekannt machen. «Er sagte, er wolle damit kleinen Firmen helfen», sagt Baldinger. Heute droht ihm wegen des Films der Ruin. Der ursprüngliche «Gratisfilm» entpuppte sich als Kostenfalle. Der Cityguide-Vertreter hatte ihn bei den Preisverhandlungen übertölpelt. «Ich dachte, der Film koste 2250 Franken, so hatten wir es mündlich vereinbart», sagt Baldinger. Er hat sich auf die mündliche Abmachung mit dem Verkäufer verlassen. In Tat und Wahrheit unterschrieb er einen 3-Jahres-Vertrag. Jetzt betreibt ihn die Firma Astramedia – so heisst Cityguide heute – auf einen Betrag von 15’600 Franken.
Auch Gudrun Riedel glaubte den Versprechen eines Astramedia-Verkäufers. Er erzählte der selbstständigen Personalvermittlerin, professionelle Marketingexperten würden das Konzept für ihren Film erstellen. Das Resultat entsprach überhaupt nicht Riedels Erwartungen: «Der Film ist rufschädigend.»
Sie wollte möglichst schnell aus dem 4-Jahres-Vertrag aussteigen, doch Astramedia liess sich auf keine Kompromisse ein. Die Firma fordert auch von ihr über 15’000 Franken.
Die aggressiven Verkaufsmethoden hätten System, sagt ein ehemaliger Astramedia-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. «Es geht den Verkäufern nur darum, dass der Kunde den Vertrag unterschreibt. Ob es dem Kunden wirklich etwas bringt, können sie gar nicht herausfinden.»
Der Insider erzählt weiter, dass die Verkäufer manchmal auch behaupten, sie würden von Google geschickt. Oder, dass der Film gratis sei, und die Kunden einzig für die Platzierung im Internet bezahlen müssten, monatlich etwa 300 Franken. «Die Verkäufer vermeiden es, den Kunden den wahren Preis offenzulegen. Sie nützen aus, dass viele Kunden Internet-Laien sind und nicht wissen, was das Angebot tatsächlich wert ist.»
Marcel Bernet kann als Online-Marketing-Experte das Astramedia-Angebot einschätzen. Bernet ist Dozent an Fachhochschulen und betreibt selber eine PR-Agentur. Er sagt: «Das Angebot ist schwer durchschaubar: Die Kunden bezahlen 14’000 Franken für ein Video, das eigentlich in dieser Qualität maximal zwischen 3000 und 5000 Franken wert ist.» Dann lade Astramedia nach eigenen Angaben das Video auf verschiedene Portale, doch es werde nicht klar aufgezeigt, auf welche, und der Kunde könne das nicht wirklich kontrollieren. «Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht», so Bernet.
Markus Soltermann ist mit seiner Massschneiderei Thatsuits seit zwei Jahren zahlender Kunde bei Astramedia. Soltermann fragte jeden Kunden, wie er auf sein Geschäft gestossen sei. Sein Fazit: «Ich habe keinen Neukunden gewinnen können aufgrund der Platzierung des Astramedia-Videos im Internet. Das Video wird im Internet nicht gefunden.»
Astramedia schreibt zum Fall von Markus Soltermann, die meisten ihrer Kunden bestätigten «einen überdurchschnittlichen Erfolg der gemeinsamen Massnahmen.» Zum Fall des Optiker Baldinger schreibt Astramedia, der Vertreter hätte nie eine solche Preiszusage gemacht. Und der Personalvermittlerin Riedel hätte man angeboten, den Film anzupassen. Dieses Angebot bestünde auch heute noch.
Folgend der Kassensturz Bericht:
Gratisfilm als Kostenfalle
Vor zwei Jahren eröffnete Bernhard Baldinger ein Optikergeschäft im Zürcher Kreis 4. Der Beginn war hart, die Konkurrenz gross. Deshalb war der Optiker dankbar, als ihm jemand Hilfe anbot: Ein Vertreter der Firma Cityguide wollte seinen Brillenladen mit einem Film im Internet bekannt machen. «Er sagte, er wolle damit kleinen Firmen helfen», sagt Baldinger. Heute droht ihm wegen des Films der Ruin. Der ursprüngliche «Gratisfilm» entpuppte sich als Kostenfalle. Der Cityguide-Vertreter hatte ihn bei den Preisverhandlungen übertölpelt. «Ich dachte, der Film koste 2250 Franken, so hatten wir es mündlich vereinbart», sagt Baldinger. Er hat sich auf die mündliche Abmachung mit dem Verkäufer verlassen. In Tat und Wahrheit unterschrieb er einen 3-Jahres-Vertrag. Jetzt betreibt ihn die Firma Astramedia – so heisst Cityguide heute – auf einen Betrag von 15’600 Franken.
Imagefilm ist rufschädigend
Auch Gudrun Riedel glaubte den Versprechen eines Astramedia-Verkäufers. Er erzählte der selbstständigen Personalvermittlerin, professionelle Marketingexperten würden das Konzept für ihren Film erstellen. Das Resultat entsprach überhaupt nicht Riedels Erwartungen: «Der Film ist rufschädigend.»Sie wollte möglichst schnell aus dem 4-Jahres-Vertrag aussteigen, doch Astramedia liess sich auf keine Kompromisse ein. Die Firma fordert auch von ihr über 15’000 Franken.
Aggressive Verkaufsmethoden
Die aggressiven Verkaufsmethoden hätten System, sagt ein ehemaliger Astramedia-Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. «Es geht den Verkäufern nur darum, dass der Kunde den Vertrag unterschreibt. Ob es dem Kunden wirklich etwas bringt, können sie gar nicht herausfinden.»Der Insider erzählt weiter, dass die Verkäufer manchmal auch behaupten, sie würden von Google geschickt. Oder, dass der Film gratis sei, und die Kunden einzig für die Platzierung im Internet bezahlen müssten, monatlich etwa 300 Franken. «Die Verkäufer vermeiden es, den Kunden den wahren Preis offenzulegen. Sie nützen aus, dass viele Kunden Internet-Laien sind und nicht wissen, was das Angebot tatsächlich wert ist.»
Angebot schwer durchschaubar
Marcel Bernet kann als Online-Marketing-Experte das Astramedia-Angebot einschätzen. Bernet ist Dozent an Fachhochschulen und betreibt selber eine PR-Agentur. Er sagt: «Das Angebot ist schwer durchschaubar: Die Kunden bezahlen 14’000 Franken für ein Video, das eigentlich in dieser Qualität maximal zwischen 3000 und 5000 Franken wert ist.» Dann lade Astramedia nach eigenen Angaben das Video auf verschiedene Portale, doch es werde nicht klar aufgezeigt, auf welche, und der Kunde könne das nicht wirklich kontrollieren. «Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt nicht», so Bernet.
Keine Neukunden gewonnen
Markus Soltermann ist mit seiner Massschneiderei Thatsuits seit zwei Jahren zahlender Kunde bei Astramedia. Soltermann fragte jeden Kunden, wie er auf sein Geschäft gestossen sei. Sein Fazit: «Ich habe keinen Neukunden gewinnen können aufgrund der Platzierung des Astramedia-Videos im Internet. Das Video wird im Internet nicht gefunden.»Astramedia schreibt zum Fall von Markus Soltermann, die meisten ihrer Kunden bestätigten «einen überdurchschnittlichen Erfolg der gemeinsamen Massnahmen.» Zum Fall des Optiker Baldinger schreibt Astramedia, der Vertreter hätte nie eine solche Preiszusage gemacht. Und der Personalvermittlerin Riedel hätte man angeboten, den Film anzupassen. Dieses Angebot bestünde auch heute noch.
Tipps für Kunden
Folgendes können KMUs beachten, bevor sie einen Internet-Werbeauftrag erteilen. Tipps von Online-Marketing-Experten Marcel Bernet, bernetblog.ch:
Folgendes können KMUs beachten, bevor sie einen Internet-Werbeauftrag erteilen. Tipps von Online-Marketing-Experten Marcel Bernet, bernetblog.ch:
- Erteilen Sie nur einen einfachen, abgeschlossenen Auftrag und schauen Sie genau auf die Rücktrittsmöglichkeiten, bevor Sie einen Vertrag unterschreiben.
- Seriöse Anbieter lassen Ihnen Zeit für den Entscheid. Lassen Sie sich nicht durch einen Rabatt zur schnellen Unterschrift drängen.
- Sind die Leistungen genau definiert? Oder heisst es pauschal „wir sorgen für Einträge auf Suchmaschinen, Portale und Webseiten“? Verlangen Sie eine kontrollierbare Auflistung der Massnahmen.
- Prüfen Sie Konkurrenzangebote. Vergleichen Sie die Preise, zum Beispiel mit einer Google-Suche „Video auf youtube hochladen“, oder „Video für Unternehmen produzieren“.
- Fragen Sie, mit welchen Stundenansätzen gerechnet wird, und wie viele Arbeitsstunden hinter einer Leistung stehen.
- Im Prinzip kann jeder selber ein Video auf youtube und andere Portale hochladen. Das ist kostenlos, braucht einfach Zeit. Seriöse Anbieter verrechnen dafür etwa einen Arbeitstag, also zwischen 500 und 800 Franken.